Bilder aus Istanbul vom Goldenen Horn und das Fischsterben in Istanbul (Update)

Update 7. Juni 2022

Nachdem die "Oberbürgermeisterei" nach den Wahlen anscheinend keinen Plan davon hatte, wie man den Bosporus wieder sauber bekommt, half das türkische Umweltministerium aus und reinigte alles im Jahr 2021 - leider ohne Erfolg, denn danach wurde anscheinend wieder alles vernachlässigt. Heute im türkischen Fernsehen ein Istanbuler Bürger: "Wir haben Istanbul verloren, die Leute werfen Müll ins Wasser, aber die Stadtverwaltung macht nichts. Ich bin täglich hier, ich habe noch nie von der Stadt jemanden gesehen, der das Wasser reinigt." 

aktuelles Foto vom Juni 2022 : 





Update 28.Juni 2020 


Massenfischsterben in Istanbul Küçükçekmece!


Tausende Fische trafen das Ufer der Gewässer von Küçükçekmece, tote Fische bedeckten das Seeufer. "Unser Küçükçekmece-See stirbt. Der Sauerstoff geht zur Neige!" berichten verschiedene türkische Medien wie A haber, auch in youtube sind Videos von Istanbuler Bürgern zu finden .. Dieses Video wurde wieder gelöscht - man kann sich denken, wieso.... deshalb bleibt der Platz hier weiß.




Die Bewohner, die tote und halb lebende Fische sahen, darunter auch Krabben am Ufer, sagten, sie hätten eine solche Landschaft schon lange nicht mehr gesehen. Ein Bürger meldete die Zustände dem Oberbürgermeister in Istanbul und berichtete, er habe die Situation gemeldet, könne aber keine Antwort erhalten. Einige Kinder sammelten Fische und füllten sie in große Plastikflaschen..

Istanbul vor dem neuen Oberbürgermeister im Jahr 2018


Istanbul 2018

1990 führte mich meine erste Türkeireise nach Istanbul und das Sprichwort, wer einmal das Wasser vom Bosporus getrunken hat, kommt immer wieder, konnte man damals nur im übertragenen Sinne verstehen. Denn damals hätte man sich wahrscheinlich eine richtig schlimme Magen-Darmkrankheit zugezogen. Auch Monate später lief das Wasser aus den Wasserleitungen unserer Wohnung am Taksimplatz rot und rostig aus dem Wasserhahn. Ich erinnere mich noch gut an das stark nach Chlor riechende Leitungswasser, das ich bei einem Besuch bei Bekannten angeboten bekam. Man hatte das Gefühl, aus einem Swimmingpool zu trinken. Es war anders nicht möglich, die vielen Bakterien abzutöten. 

Doch die wenigsten wollen sich daran erinnern. Auch nicht an die Müllberge in den Strassen. Ich schon. 

https://www.youtube.com/watch?v=Y_se6uWwn7I
Ich wünschte, dass die heutige Jugend, die damals noch zu klein oder noch nicht geboren war, eine Zeitmaschine besteigen könnte, um das Istanbul zu bereisen, das viele ihrer Eltern oder Großeltern als die "gute, alte Zeit" der Türkei bezeichnen. In der Erinnerung bleibt immer nur das Schöne dieser Zeiten, den Rest blendet man aus. 

Wie damals das Goldene Horn (Halic) ausgesehen hat, weiß kaum jemand. Also werden wir die Erinnerung an die Zeit vor der immer wieder stark kritisierten aktuellen Regierung einmal auffrischen müssen.

Das war der Zustand des Goldenen Horns in den 90er Jahren bevor durch den heutigen Präsidenten Erdogan, der in den neunziger Jahren dann Oberbürgermeister von Istanbul wurde, diese Zustände behoben wurden. Die Verschmutzung des Goldenen Horns begann in den 1950er Jahren mit dem Ansiedlung der Industrie an die Küste. In den neunziger Jahren machten die dadurch entstandenen schlechte Gerüche ein Leben für die Menschen in Umgebung des Goldenen Horns unerträglich. Zusätzlich konnten bis 1996 Bootsbesitzer, die in der Nähe von Eyüp zur Küste fuhren, nur durch einem 5 m breiten Kanal. Im Allgemeinen waren die Boote im Schlamm gefangen und das Goldene Horn ähnelte einem Bootsfriedhof. Quelle und Foto: https://denizhizmetleri.ibb.istanbul/neler-yapiyoruz/dip-camuru-cikarma/

Istanbul - Goldenes Horn vor 1994


Nach der Wahl Erdogans im Jahr 1994 zum Oberbürgermeister von Istanbul stand die  Entsorgung des Schlamms, der sich bis 1994 im Goldenen Horn angesammelt hatte,   auf der Tagesordnung.  Aufgrund der an Universitäten durchgeführten Studien befand sich der Schlamm 4 km vom Goldenen Horn entfernt.  Während der 1997- 1998 durchgeführten Siebarbeiten wurden 5 Millionen Kubikmeter Schlamm entfernt und das Goldene Horn erhielt  eine durchschnittliche Tiefe von 4 Metern.

Seit 2003 wurde anhand von Studien den starken Geruchsproblemen im Mund, Beschwerden von Bürgern der Kampf angesagt.  In den ersten Jahren wurden  die Arbeiten anstatt von modernen Kipper-Schiffen, mit Industriebaggern vom Land aus ausgeführt.

2003

Istanbul 2018


Leider ist diese Geschichte in Vergessenheit geraten und die Jugend wusste bis vor kurzem nicht, welches Glück sie hatten, in diesem sauberen Istanbul zu leben. Viele der älteren Generationen haben es verdrängt und wollen auch nicht, dass man daran erinnert. Doch jetzt ist es nicht mehr zu übersehen. 

Die Einstellung von vielen Bürgern von Istanbul ist zum Teil eigenartig. Egal was passiert und ist der Mist noch so groß und stinkt es noch so sehr, man hält einfach einer Partei die Treue, weil auch Uroma und Uropa das getan haben. Aus politischer Treue, weniger den Wahrnehmungen heraus, darf es nicht sein, dass die aktuelle Regierung schon sehr früh unter dem damaligen Oberbürgermeister Erdogan für die Natur von Istanbul gute Entscheidungen getroffen hat, während der heutige Bürgermeister der Oppositionspartei nur große Reden schwingt und nichts von seinen Versprechen eingehalten hat. Und natürlich hofft, eine ähnliche Laufbahn wie der heutige Präsident einschlagen zu dürfen.... 

Allerdings hat er sich damit nicht mit Ruhm bekleckert und diese Bilder stammen nicht aus der Zeit vor 30 Jahren sondern von heute: 




Das war Istanbul in der Ära der AKP und VOR dem neuen Oberbürgermeister der Opposition: 


Istanbul heute nach der Säuberung des Goldenen Horns



































Und so sieht es aktuell im Juni 2020 am Goldenen Horn aus - es werden wieder Abwasser ins Wasser geleitet. Auch der Müll bleibt einfach im goldenen Horn im Wasser liegen...ein von der Regierungspartei im letzten Jahr noch eingereichtes und genehmigtes Kläranlagenprojekt wurde vom neuen Oberbürgermeister vor Wochen bereits als "unnötig" befunden. Dabei platzt Istanbul aus allen Nähten und natürlich auch die Kläranlagen samt Abwasser der Millionen-Metropole... 

Bedanken darf sich die Istanbuler Stadtgemeinde bei ihrem neuen Oberbürgermeister, der genau die guten alten Zeiten einer wieder stinkenden Kloake für die bereitet, die immer von der guten alten Zeit reden und dass alles so viel besser war vor Erdogan...diese Zeiten sind im Anmarsch. 

Vielleicht muss das jetzt passieren, damit endlich offensichtlich wird, wer die fähigeren Politiker sind - es wird wieder braun im Wasser, vielleicht haben wir ja auch alle eine völlig falsche Vorstellung von schön, wenn der aktuelle Oberbürgermeister Istanbuls immer sagt: Herşey güzel olacak (Alles wird schön)?








Auch das Projekt Kanal Istanbul wird wieder fleißig von der Partei des heutigen Oberbürgermeisters Imamoglu torpediert. Istanbul kann nur hoffen, dass sich die Bevölkerung von damals jetzt wieder erinnern will. Denn jeder, der ab 1950 geboren ist, dürfte sich noch an den Geruch in der Stadt damals erinnern und auch an die Müllberge die in den 90ern in den Strassen Istanbuls vor sich hin stanken. Es ist traurig, aber auch erstaunlich, wie hunderttausende von Menschen das einfach vergessen haben....... möglicherweise hilft DAS jetzt den Erinnerungslücken etwas nach?