Die Geschichte von Konstantinopel und der Hagia Sophia - wer kann hier Ansprüche stellen?


Foto: Antikefan


Der Aufstieg von Byzanz beginnt im fernen Rom. Das Imperium Romanum kontrolliert das Mittelmeer von Griechenland über den Bosporus bis nach Ägypten. Rom braucht mehr Land um seine Provinzen zu versorgen und um seine Macht zu sichern.

Konstantinopel wurde aus wirtschaftlichen Gründen gegründet. Mit dem Bau einer neuen kaiserlichen Residenz 330 nach Christus begann die Geschichte des byzantinischen Reichs. Dort regierte der Kaiser über ein Imperium, das von Spanien über Asien bis nach Ägypten reichte. Das Imperium war erstaunlich widerstandsfähig und erholt sich von Plünderungen ebenso wie von der Pest. Fast 1000 Jahre werden in Byzanz noch römische Götter angebetet.

Die erste Hagia Sophia wurde von 532 bis 537 nach Christus erbaut. Die Nachfolgerinnen wurden immer wieder zerstört.

Wikipedia schreibt:

Im Inneren kam es (besonders bis ins neunte Jahrhundert) immer wieder zu unterschiedlich stark ausgeprägten theologischen Auseinandersetzungen sowie zu vereinzelten Bürgerkriegen, doch blieb das an römischen Strukturen orientierte staatliche Fundament bis ins frühe 13. Jahrhundert weitgehend intakt.

Bauherr der aktuellen Hagia Sophia, wie sie heute in Istanbul steht,  war Kaiser Manuel I., der das kleine Kaiserreich von 1238 bis 1263 regierte. 











Bei Manuels Amtsantritt lag der Verlust der alten Reichshauptstadt schon mehr als eine Generation zurück, und die vermeintlich provisorische Residenz in Trapezunt erwies sich als dauerhafter als zunächst erwartet und sollte nun einer kaiserlichen Hauptstadt würdig ausgebaut werden. So orientierte Manuel die Kirche bewusst an ihrem berühmten Vorbild in Konstantinopel, Justinians großer Kathedrale Hagia Sophia aus dem 6. Jahrhundert.

Verwunderlich bei diesem ganzen aktuellen Hype um Kirche oder Moschee ist - die Einführung des Christentums in Konstantinopel als Staatsreligion dauerte offensichtlich von der ersten bis zur heutigen Hagia Sophia noch 855 Jahre!!! Es kann also keine Rede von 1000 Jahre ausschließlichem Christentum dort sein! (Quelle: 3 Sat - Sendung, siehe Video)


1204 ziehen die Kreuzritter durch Byzanz. Die heiligen Krieger schlagen in Konstantinopel ihr Heerlager auf. Sie sind nach Jerusalem unterwegs. Vor der Eroberung Jerusalems sollen sie Konstantinopel plündern. Wir erinnern uns - bereits 1000 Jahre zuvor erfolgte der Bau dieser mächtigen Residenz – Konstantinopel, neues Zentrum des Römischen Reiches und der Welt – die Rivalin Roms mit dem heidnischen Vielgötter-Glauben und ein paar heimlicher Christen!

In Konstantinopel wurde tatsächlich erst im Jahr 1392 das Christentum Staatsreligion, die alten römischen Götter wurden abgeschafft. Während Rom untergeht, steigt Konstantinopel auf.

So sah das Byzantinische Reich (pink) 3 Jahre vor der Eroberung der Osmanen aus:



Nach mehr als eintausend Jahren, im Jahr 1453, zerstörten die Kanonen der Osmanen die größte Stadtmauer des Reiches. Der Aufstieg Konstantinopels und dessen Eroberung durch Fatih Sultan Mehmet wird in christlichen Geschichtsbüchern als eine grausame Geschichte erzählt. Sie ist es nicht. Beim Einzug des Sultans in die Stadt durften alle Andersgläubigen ihren Glauben behalten. Die Bürger lebten friedlich nebeneinander und jeder praktizierte seine eigene Religion, so wie es heute in Istanbul immer noch ist und in der gesamten Türkei.

Nackte Fakten sind – auch wenn sich so viele Staaten im Westen jetzt dagegen wehren – das ausschließliche Christentum fand in Konstantinopel OFFIZIELL gerade einmal läppische 61 Jahre statt, bis der osmanische Sultan Konstantinopel eroberte und den Islam dort einführte. Die Hagia Sophia wurde danach bis zum heutigen Tag Moschee. Selbst wenn die letzten 86 Jahre ein Gebetsverbot bestand und es als Museum genutzt wurde, so ist es eine leichte Rechnung und einfach Tatsache, dass die Hagia Sophia seit sage und schreibe 567 Jahren NUR Moschee war – ganze 506 Jahre länger als sie kurz eine Staats-Kirche war. Die Kreuzkuppelkirche wurde erst im 13. Jahrhundert errichtet. 

Welche Ansprüche also möchte denn USA, die EU oder irgendwelche christlichen Kirchen, katholisch oder orthodox denn hier anmelden? Welche Ansprüche will denn der Westen überhaupt ableiten – damals gab es ihre Staaten überhaupt nicht. Und wenn überhaupt waren die EU Staaten die Sklaven von Rom! Auch dafür gibt es Zeitzeugen wie die römische Strasse in Deutschland, im römisch besetzten Köln oder Augsburg und Staaten wie Frankreich (Gallien) usw.

Eines ist klar - keiner der jetzt immer noch in heller Aufregung über diesen Vorfall ist - keiner hat in Geschichte aufgepasst und wenn doch, dann nutzen Regierungen es für eine erneute Hetze gegen die Türkei - was sonst!

Das osmanische Reich gab es jedoch schon, es wurde nur erweitert um Konstantinopel. Und heute? Wenn man es genau betrachtet: Es wurde lediglich durch die ehemaligen Sklavenstaaten des alten römischen Reiches im 1. Weltkrieg etwas kleiner und umbenannt – doch das alte Konstantinopel und Istanbul blieb im Staat der Türkei. Somit auch die Hagia Sophia, die zu dem Zeitpunkt mehr islamische Gebete gehört hat als es je christliche Messen erlebte.
Was bedeuten 61 Jahre Christentum im Vergleich zu 1000 Jahre heidnischen Glaubens durch die Römer und im Vergleich zu über 500 Jahre Islam in Konstantinopel? 61 Jahre im Vergleich zu 550 Jahre bedeuten nichts, es ist ein kleiner Wimpernschlag in der historischen Geschichte dieser Stadt.
Und jetzt noch einmal die Frage – wo leiten denn aktuell die Staaten ihre Ansprüche her, die 1392 so noch gar nicht existierten und unter der Herrschaft des Imperium Romanum waren?